Wir bedauern sehr, dass wir mit der geplanten und von uns wieder abgesagten Konferenz „Die Würde des Menschen – (un)antastbar?“ ein so problematisches Medienecho ausgelöst haben, das dem Ansehen der Universität Witten/Herdecke geschadet hat. Als Initiative „Das Ich im Wir“ tragen wir Verantwortung für die Planung der Konferenz und nicht die gesamte Universität. Zugleich betonen wir, dass wir uns einem wissenschaftlichen, kritisch-rationalen und pluralen Diskurs im Kontext unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet fühlen und unsere Werte Freiheit, Wahrheit und soziale Verantwortung für uns handlungsleitend sind. Von allen negativen Zuschreibungen hinsichtlich unserer Initiative, insbesondere von Rassismus und Antisemitismus, distanzieren wir uns mit allem Nachdruck.
Absage der Veranstaltung (11.10.2022)
Mit der Veranstaltung „Die Würde des Menschen - (un)antastbar?“ sollte ein multiperspektivischer Austausch zum Thema Corona-Krise realisiert werden. Durch die Absage maßgeblicher Referent:innen kann die Veranstaltung nicht wie geplant stattfinden. Daher haben wir entschieden, die Veranstaltung kurzfristig abzusagen. Wir bedanken uns bei allen Unterstützer:innen sowie bei den Referent:innen und Interessent:innen für die Bereitschaft teilzunehmen und bitten um Entschuldigung für die kurzfristige Absage!
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Update 3 (27.10.2022)
Ein aktuelles Statement eines Studenten zur Absage der Veranstaltung:
Sehr geehrte Universitätsleitung,
die Beobachtungen der Entwicklungen rund um die Tagung „Die Würde des Menschen – (un)antastbar?“ verleiten nun auch mich zu einer Stellungnahme. Vorneweg, ich finde es schade, dass ein Diskurs verschiedener Positionen nicht mehr möglich zu sein scheint...
Als ich mich letztes Jahr für mein Studium beworben habe, sollten wir in unserer Gruppenarbeit Stellung zu der aus Amerika zunehmend nach Deutschland importierten ,,Cancle Culture“ nehmen und Grundsätze für die Diskussionskultur in Universitäten entwickeln. Ich habe damals argumentiert, wie ich auch heute noch argumentiere, dass ich den freien Diskurs für einen unabdingbaren Bestandteil einer Demokratie halte. Ich war sehr angenehm davon überrascht, auf welch positives Feedback diese Gedankengänge getroffen sind, etwas wodurch sich auch mein Bild dieser Uni erheblich angehoben hat. Heute glaube ich, dass der Dialog nötiger denn je ist. Meinungen ändern sich nicht, wenn sie nicht mehr geäußert werden können, genauso wenig wie es sie davon abhält sich auszubreiten. Die Isolation macht sie stärker, radikaler und dadurch umso gefährlicher. Kleinste Zweifel am öffentlich vorherrschenden Narrativ (ob nun berechtigt oder nicht) werden aus Angst vor einer moralischen Keule nicht mehr vor (vermeintlich) Andersdenkenden geäußert und somit der öffentlichen Überprüfung entzogen. Stattdessen bilden sich Blasen voller Gleichgesinnter, in denen die öffentlich (selbst-)unterdrückte Missbilligung umso stärker hervorbricht und sich durch die Zustimmung der Blasenbewohner verstärkt und radikalisiert. Nach außen hin präsentiert sich das entstehende Weltbild oft erst dann, wenn alle Zweifel an seiner Richtigkeit im Zuge selektiver Informationsaufnahme verloren gegangen sind. Auch findet es schnell Unterstützung, da es Ansichten repräsentiert, die aus Angst vor gesellschaftlicher Isolation nur selten geäußert werden. Und das nicht zu unrecht! Es ist erschreckend zu beobachten, wie wir begonnen haben leichteste Abweichungen vorherrschender Meinungen automatisch in Kategorien wie ,,Querdenker“, ,,Verschwörungsideologen“ und ,,Holocaustleugner“ (,,ohnehin alles das Gleiche“) zu verorten. Ständig muss sich von allem möglichem distanziert werden, um nicht Teil dieser Kategorien zu werden. Schlimmer noch: Bereits der Dialog mit Menschen die diesen Kategorien zugeordnet sind markiert ein moralisches Versprechen. Da ist es auch kein Wunder, dass manche Sprecher sich aus Angst mit ihren Disputanten gleichgesetzt zu werden nicht mehr zur besagten Tagung wagen, obwohl ihr Beitrag so unglaublich wichtig wäre! Wir brauchen den Dialog dringender denn je, selbst mit den extremsten Positionen. Denn nur so können wir auch in Kontakt mit, durch Social Media Algorithmen und das Verbleiben unter Gleichgesinnten isolierten, Blasenbewohnern gelangen. Im Licht des öffentlichen Diskurses können die Widersprüchlichkeiten bestimmter Argumente direkt und vor den Augen aller offengelegt und so zumindest noch nicht vollends festgefahrene Menschen von den besseren Argumenten überzeugt werden. Diesen Diskurs durch Einladungs- bzw. Sprechverbote bestimmter Menschen aus Angst der Verbreitung ihrer Meinung verhindern zu wollen halte ich auch deshalb für gefährlich, da wir anderen Menschen damit die Fähigkeit zur kritischen Reflexion absprechen – wer auch immer ,,Wir“ sein mag.
Auch macht uns der Versuch die Gegenseite zu verstehen nicht automatisch zu Sympathisanten ihrer Position, da Verstehen nicht mit Verständnis gleichzusetzen ist! Zu Verstehen, warum eine Person handelt und argumentiert, wie sie es tut, beinhaltet nicht, dass ich ihre Handlungen und Argumente als richtig erachte. ,,Verstehen“ bedeutet jedoch genauso wenig, mein Gegenüber von Anfang an in einer Schublade (oder gar dem Mülleimer) einzusortieren. Menschen können unterschiedliche Begründungen für ihre Urteile haben, aus denen ich vielleicht sogar etwas lernen kann, wenn auch nur woher ihre Ängste stamme und wie sich diese (vielleicht in anderen Menschen) beruhigen lassen (bevor sie sich radikalisieren). Ohnehin begeben wir uns auf einen gefährlichen Pfad, wenn wir die Validität von Argumenten anhand der Kategorisierung ihrer Vertreter zu bewerten beginnen. Argumente werden nicht automatisch ,,falsch“ oder ,,verwerflich“, nur weil die sie äußernde Person auch ,,falsche“ oder ,,verwerfliche“ Ansichten besitzen. Und am Ende dieses Pfades sind wir ignoranter, als wir es der Gegenseite vorwerfen.
Aus all diesen Gründen habe ich daher ihre mit Mail vom 7.10. geteilte, mutige und richtige Entscheidung die Tagung stattfinden lassen zu wollen unterstützt und hoffe, dass die Universität (auch) in Zukunft ein Platz des freien Diskurses bleibt!
Mit freundlichen Grüßen
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Update 2 (21.10.2022)
In Vorbereitung eines vom WDR ausgestrahlten Berichts (ab Minute 2:24) über eine Kundgebung gegen "Querdenker", die heute vor der Universität stattgefunden hat, sind wir von einem Mitarbeiter des WDR gebeten worden, einige Fragen zu unserer abgesagten Veranstaltung zu beantworten. Wir veröffentlichen hier seine Fragen und unsere Antworten, die dem WDR in dem von ihm gewünschten Zeitrahmen vor Ausstrahlung des Berichts vorlagen, damit Sie unsere Position und den Bericht des WDR besser einschätzen können:
1. Wie bewerten Sie die Absage?
Wir haben die Tagung selbst abgesagt, weil uns die Perspektivenvielfalt, die wir angestrebt hatten, nicht mehr gegeben schien. Das haben wir auch auf unserer Homepage klar zum Ausdruck gebracht (https://www.das-ich-im-wir.info/konferenz/).
2. Wie sind Sie auf die beiden Referenten:innen Frau Ulrike Guérot und Herrn Stefan Homburg gekommen?
Wir haben uns im Rahmen unserer Initiative darum bemüht, auf der Veranstaltung unterschiedlichste berufliche/fachliche Aspekte und auch unterschiedliche Standpunkte vorzustellen, um in einem kritischen Diskurs – im Idealfall - Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Bei der Sichtung der unterschiedlichen Positionen war unschwer festzustellen, dass sich die genannten Professor:innen über den gesamten Zeitraum kritisch mit den Maßnahmen auseinandergesetzt haben, bis hin zu einschlägigen und offenbar in Laienkreisen auch sehr verbreiteten Publikationen, so dass (auch) deren Einladung im Interesse des darzustellenden Meinungsspektrums neben vielen anderen Referent:innen nahe lag.
3. Teilt die Initiative „Das Ich im Wir“ oder teilen einzelne Mitglieder der Initiative Positionen von Frau Guérot und/oder Herrn Homburg, insbesondere bezüglich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine oder einzelner Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, etwa eine temporäre Maskenpflicht oder ausgesprochene Impfempfehlungen?
Der russische Angriffskrieg war und ist nicht Gegenstand unserer Initiative. Wie der Homepage und der Liste der eingeladenen Gesprächspartner unschwer zu entnehmen ist, geht es uns zum einen darum, die unterschiedlichen Positionen und deren wissenschaftlich-fachliche Begründung kennenzulernen, angefangen von der Sinnhaftigkeit von Modellierungen als Basis politischer Entscheidungen, über die (verfassungs-) rechtliche Einschätzung bis hin zu spezifischeren Fragen wie die derzeitige Datenlage im In- und Ausland zum Infektionsgeschehen sowie etwaigen Kollateralschäden, zu Wirkung und Nebenwirkung einzelner Impfstoffe oder die unterschiedlichen therapeutischen Ansätze bei Covid-19 Patienten. Neben diesen fachlichen Aspekten sind zum anderen die individuellen Perspektiven Betroffener von Interesse, sei es aufgrund einer Coronaerkrankung, sei es als Adressat staatliche Maßnahmen oder als Patient/Anspruchsteller wegen eines behaupteten Impfschadens. Es geht uns mithin primär nicht um „Meinungen“, sondern um Erwerb und Austausch von fachlichem Wissen und um das Kennenlernen von individuellen Sichtweisen/Schicksalen. Dabei war und ist uns wichtig, dass sich Einzelne ohne Angst artikulieren und ihre Sicht der Dinge beisteuern können, ganz im Sinne des gemeinhin Voltaire zugeschriebenen Zitats: „Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen!".
4. Können Sie die Empörung über diese beiden Gäste nachvollziehen?
Empörung scheint in der gegenwärtigen Zeit insbesondere in Deutschland wichtiger zu sein als die Diskussion der Streitfragen selbst.
Austausch vollzieht sich allenfalls noch in den jeweiligen „Blasen“ und man sucht nur Bestätigung der eigenen Position, incl. verbaler Entgleisungen beider Seiten, vor allem, aber nicht nur, anonym in den sozialen Medien. Das bei den Absagen immer wieder vorgetragene Argument der zu vermeidenden „false balance“ ist zwar vordergründig nachvollziehbar, aber unter Demokratieaspekten keineswegs unproblematisch. Die Ansicht, man dürfe bestimmten Positionen „keine Bühne bieten“, impliziert nämlich die Vermutung, der Rezipient könne trotz der argumentativen Bemühungen der jeweiligen Gegenseite die Absurdität der abweichenden (Einzel-) Meinung nicht erkennen und so womöglich zu „falschen“ Schlussfolgerungen gelangen. Vorliegend ging es zudem nicht um eine „Talkshow“, sondern um eine Diskussion im universitären Kontext. Elementarer Bestandteil von Wissenschaft – nicht nur in unserem Verständnis - ist es aber, einmal eingenommene Standpunkte immer wieder zu hinterfragen, gebildete Hypothesen zu überprüfen und im Ergebnis zu bestätigen oder zu falsifizieren. Nur so ist Erkenntnisgewinn möglich, alles andere entspräche nicht einer Wissenschafts-, sondern einer Glaubensgemeinschaft.
5. Planen Sie eine Ersatzveranstaltung?
Heute hat an der Universität eine ausgiebige, von Studierenden initiierte Diskussion über den Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven stattgefunden. Plurale Positionen hatten einen lange vermissten Raum. Wir freuen uns über diese positive Entwicklung und hoffe, dass diese eine Fortsetzung findet. Gerne unterstützt unsere Initiative diesen Prozess nach ihren Möglichkeiten.
Die Initiative „Das Ich im Wir“
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Update 1 (17.10.2022):
Uns haben einige Anfragen zum Hintergrund der Absage unserer Konferenz erreicht, aber auch zur Diskrepanz zwischen unserer Mitteilung, die Konferenz selber abgesagt zu haben (s.o.) und der Aussage der Universitätsleitung in ihrem offenen Brief vom 11.10.2022, sie habe uns „eine Absage für die Nutzung der Räumlichkeiten auf dem Campus der Universität Witten/Herdecke“ erteilt. Wir stellen hierzu folgendes fest:
Zentrales Anliegen unserer Initiative war von Anfang an, einen offenen Diskurs zwischen den Befürwortern und Kritikern der Corona-Politik der letzten 2 ½ Jahre zu fördern – so ist es auf unserer Homepage seit dem ersten Tag zu lesen. Dementsprechend war das Ziel der geplanten Konferenz (Programm s.u.), diesen Diskurs in einer Präsenz-Veranstaltung auf wissenschaftlichem Niveau zu ermöglichen, und damit Repräsentanten unterschiedlicher Perspektiven im Rahmen einer akademischen Institution in einen direkten Austausch zu bringen. Leider haben mehrere Wissenschaftler, insbesondere Befürworter der Corona-Politik, ihre Teilnahme aus unterschiedlichen Gründen abgesagt, sodass wir sehr kurzfristig hätten Ersatz finden müssen, um das angestrebte Konzept der Perspektivenvielfalt aufrechterhalten zu können. Dies gestaltete sich jedoch schwierig, sodass eine Absage naheliegend war.
Wir haben der Universitätsleitung dann nach einer internen Besprechung am 11.10.2022 schriftlich mitgeteilt, dass wir die Veranstaltung absagen und dies auch auf unserer Konferenz-Seite veröffentlicht. Wenig später hat die Universität ihren offenen Brief per E-Mail an einen großen Verteiler geschickt.
In der Stellungnahme der Universitätsleitung zur Tagung „Das Ich im Wir“ vom 7. Oktober 2022 hat sich die Universitätsleitung klar zur Notwendigkeit des wissenschaftlichen Diskurses auch mit kontroversen Positionen bekannt.
Wir begrüßen das sehr und freuen uns darauf, dies in Zukunft gemeinsam mit Leben zu füllen.
Wie groß der Wunsch nach diesem Diskurs ist, wurde auch aus zahlreichen kritischen bzw. enttäuschten Reaktionen auf die Absage der Konferenz deutlich. Stellvertretend dafür veröffentlichen wir hier zwei E-Mails (s.u.), die uns erreicht haben. Zahlreiche weitere Stellungnahmen zur Absage der Konferenz finden Sie in den Kommentaren zum Tweet der Universitätsleitung zu diesem Thema.
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Liebes Alumni Management, liebe Universitätsleitung,
ich bin sehr enttäuscht von der Absage der Tagung und kann die gehäuften Absagen von Referenten, aber auch die Entscheidung der Universitätsleitung, nur als Konfliktängste interpretieren.
Aus dem schweizerischen Ausland betrachtet, ist der noch mögliche Meinungskorridor in Deutschland doch recht eng geworden, wenn man dem Druck der Politik, der Antifa, oder tendenziöser Seiten wie dem Volksverpetzer nicht Stand hält. Dabei gäbe es über so vieles einen Bedarf an Auseinandersetzung und Notwendigkeit, die Überzeugungen aus dem Jahr 2020 oder 2021 an den neueren Daten zu relativieren. Wenn jetzt in Florida oder Dänemark aus guten Gründen die Impfung für jüngere Männer nicht mehr empfohlen wird, sollte sich jede Institution, die in 2021 eine Impfpflicht für Studenten durchgesetzt hat, hinterfragen, ob eine Berechtigung dafür überhaupt je vorgelegen hat. Auch das kollektive Maskieren eines gesamten ICE, der maskenfrei durch die Schweiz gefahren ist, genau ab Grenze Basel, mutet surreal an. Es würde mich interessieren, ob die Universität andere, eigene Schritte unternimmt, um einen pluralen Dialog in Gang zu bringen, z.B. durch Einladung von Forschern wie Dr. Jay Bhattacharya, Dr. Sunetra Gupta und Dr. Martin Kulldorff , oder Dr. John Ioannidis. Mehr als um die Intensivstationen mache ich mir Sorgen um das Vertrauen in Public Health. Ohne erhebliche Selbstbesinnung und Neuorientierung und das Eingeständnis von Fehlern entsteht ein irreparabler Vertrauensverlust. In Deutschland zeigt man mit allen Fingern auf „Querdenker“ und „Schwurbler“, um noch eine Weile sich nicht der kognitiven Dissonanz aussetzen zu müssen, welche die epidemiologischen Daten mit sich bringen und weiter bringen werden. Die Welt ist grösser. The science is not settled.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. med. Peer Schleyerbach
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Liebe Initiatoren der Konferenz ' Die Würde des Menschen - unantastbar? - Corona: Perspektivenvielfalt in Wissenschaft und Gesellschaft',
erst einmal vielen Dank, dass Sie diese Idee zu dieser Konferenz hatten und diese vorbereitet haben.
Ich erfuhr am Montag erst davon und habe diese Veranstaltung sofort und gern mit vielen Menschen geteilt, da ich diese in diesen Zeiten für sehr wichtig halte.
Seit zwei Jahren schreibe ich einen Newsletter mit den wichtigsten Artikeln, Studien und Impulsen zur Gegenwart für interessierte, kritische und selbst denkende Menschen, und damit sind nicht solche gemeint, die unter dem Etikett Querdenker verunglimpft werden, sondern Ärzte, Therapeuten, Künstler und viele andere denkende Menschen, die mit Sorge auf die Entwicklungen der Gegenwart sehen.
Auf die Mail mit dem Hinweis zu Ihrer Veranstaltung bekam ich jede Menge freudiger und begeisterter Rückmeldungen. Viele Menschen wollten live oder per Zoom teilnehmen.
Denn jeder fühlende und denkende Mensch weiß, dass es genau das ist, was wir gerade brauchen - einen Dialog, das Zusammenkommen von Menschen, die verschiedene Meinungen vertreten und diese respektvoll miteinander austauschen, ganz in dem Sinne von Adorno, dessen Satz 'Ohne Angst verschieden sein' Sie Ihrer Konferenz vorangestellt haben.
Diese Initiative löste bei den Menschen so etwas wie Erleichterung aus, Erleichterung darüber, dass nun eine Zeit gekommen sein mag, in der eine solche Veranstaltung stattfinden kann.
Umso entsetzter und geschockter waren die Reaktionen auf die Absage der Konferenz, von der ich einen Tag später erfuhr, und die ich dann ja wiederum in dem Verteiler mitteilen musste. Viele waren sprachlos, fanden keine Worte dafür, andere waren wütend, andere traurig, wiederum andere nahmen es resignativ als Bestätigung, dass sich eben doch nichts ändert und wir weiterhin in einer Gesellschaft leben, in der statt Meinungsvielfalt Cancel Culture vorherrscht.
Ich möchte Ihnen dies mitteilen, damit Sie einerseits wissen, wie viel Hoffnung Sie in Menschen mit der Ankündigung einer solchen Konferenz erzeugt haben, aber auch was geschieht, wenn diese Hoffnung so schnell wieder zerstört wird.
Das Vorgehen der Universitätsleitung ist höchst problematisch, denn wohin führt es uns, wenn der Druck aus den Medien, insbesondere der sozialen Medien, so groß wird, dass solche Veranstaltungen abgesagt werden müssen, weil man sonst um den Ruf der Universität fürchten muss?
Bekanntermaßen wurde jeder Mensch, der seine kritische Meinung zur Corona-Pandemie öffentlich äußerte, von Anfang an mit Etiketten wie Nazi, Schwurbler, Covidiot, Aluhut oder eben irgendwann Querdenker verunglimpft.
Darf es sein, dass ein offener Diskurs zu den Problemen dieser Zeit nicht stattfinden kann, weil jede Veranstaltung, jeder Redner fürchten muss, dass die Abstempelung mit den eben genannten Etiketten zu einer Zerstörung einer beruflichen Karriere oder des privaten Umfeldes führen kann?
Die Absage Ihrer Veranstaltung signalisiert genau dieses: Ein Teil der Gesellschaft diktiert, worüber geredet werden darf und worüber nicht, woran man glauben soll, woran nicht. Aber wir leben in einem Zeitalter, in dem der selbst denkende Mensch gefragt ist.
Man mag von sog. Querdenkern halten, was man will (früher war es auch innerhalb der Universität, wie ich selber weiß, ein positiver Begriff), aber es könnte sein, dass diese auch durchaus richtige Fragen gestellt haben, wichtige Themen angesprochen haben.
Die Wahrheit bleibt die Wahrheit, egal wer sie ausspricht.
Nichts scheint derzeit größer als die Angst, von der falschen Seite Applaus zu bekommen.
Dies wird bekanntlich auch einer Sahra Wagenknecht vorgeworfen, die sicherlich nicht der sog. Querdenker-Szene zugehört. Was ist das für ein Vorwurf?
Jemand denkt selbst, zieht seine Schlüsse und dann kommt etwas dabei heraus, was irgendwann irgendwie ähnlich in der Querdenker-Szene geäußert wurde. Und gleichgültig, wie wahr es ist, es darf nicht gesagt werden.
Wir haben Denk-Tabus erschaffen in dieser Zeit. Wollen wir diese wirklich weiter bedienen und ausweiten? Wollen wir dazu beitragen, dass die Wahrheit nicht mehr gesagt werden darf, dass nicht mehr die richtigen Fragen gestellt werden, wie Sie es in Ihrer Ankündigung der Konferenz getan haben, weil es irgendwo zuvor schon ähnlich in einer offiziell abzulehnenden Szene aufgetaucht ist?
Wenn ein Mörder Beethovens Musik liebt, ist Beethoven ab dann unhörbar?
Wenn ein Rechtsradikaler Bilder von Picasso mag, darf niemand dann mehr Picasso aufhängen?
Wenn eine radikale Partei sich auf Shakespeare beruft, ist dann Shakespeare zu verbieten?
Mit Verlaub, das mag jetzt alles etwas platt klingen, aber was steckt denn für ein Menschen- und Weltbild dahinter?
Der ‚falsche Mensch’ oder die ‚falsche Gruppe’ sagt etwas vielleicht Richtiges, aber da es die Falschen gesagt haben, darf es von nun ab niemand mehr sagen?
Jemand sagte etwas Richtiges, aber bekommt Applaus ‚von der falschen Seite’, und von nun an ist er Persona non grata?
Hier liegen elementare Denkfehler vor, die zu einem Diktat einer bestimmten Gruppe führen, die die Macht hat, auf den allgemeinen Diskurs Einfluss zu nehmen.
Es muss wieder möglich sein, kritische Fragen zu stellen, das derzeit Unsagbare zu sagen, das derzeit Unfragbare zu fragen – nur dann bewegen wir uns in einer demokratischen und offenen Gesellschaft.
Daher möchte ich abschließend den Impuls an Sie geben, diese Veranstaltung nicht einfach fallen zu lassen, sich dem Diktat einer etikettierenden Masse zu beugen, sondern diese trotzdem stattfinden zu lassen, dann eben unabhängig von einer Universität.
Ich bin überzeugt, dass sich genügend Menschen finden werden, die dies unterstützen und mittragen.
Ganz im Sinne von Adorno: Ohne Angst verschieden sein.
Wenn Sie zu dem Entschluss kommen sollten, die Veranstaltung trotzdem und unabhängig stattfinden zu lassen und Hilfe dabei brauchen, melden Sie sich. Ich gebe dies gern an mein Netzwerk weiter.
Sollte es etwas lang geworden sein, ich bitte um Nachsicht – ich arbeite als Schriftstellerin.
Viele herzliche Grüße
Schriftstellerin, 12.10.22
Liebe Angehörige und Freunde der Universität Witten/Herdecke und darüber hinaus!
Weltweit haben die meisten Länder die Coronapandemie für beendet erklärt, doch Deutschland hat einen anderen Weg gewählt. Aus diesem Grund wollen wir unter Berücksichtigung der Werte unserer Universität - Freiheit, Wahrheit und soziale Verantwortung – mit Ihnen und Euch folgende Fragen diskutieren:
- Wo ist die Würde des Menschen bedroht und wie kann sie gewahrt werden?
- Bewegen wir uns in Richtung einer zunehmenden Kontrolle des öffentlichen Lebens?
- Was erzählt uns ein Blick auf die Anwendung von Scoring-Systemen in China?
- Hat eine verordnete Solidarität Grundrechtsrang?
- Wie können wir den Nutzen und Schaden der Corona-Impfung für unsere Gesellschaft diskutieren?
- Was können wir aus den letzten zweieinhalb Jahren für die gesellschaftliche Weiterentwicklung lernen?
Es erwarten Sie und Euch hochkarätige Vorträge, lebendige Seminare und eine spannende Podiumsdiskussion!
Vorläufiges Programm (Stand 09.10.2022):
Tag 1
Freitag, 21.10.2022:
- 16:00 Uhr: Ankommen mit Stehcafe
- 17:00 Uhr: Begrüßung und Vorstellung der Initiativgruppe „Das ich im Wir“ Grußwort: Dr. med. Konrad Schily, Gründungspräsident der Universität Witten/Herdecke
- 17:20 Uhr: Was hat die Coronazeit mit uns gemacht? – Einführung in die Gruppenarbeit
- 17:30 Uhr: Diskussion in Kleingruppen: Was hat uns getragen? Was hat uns in unserer Würde verletzt? Was brauchen wir für die Zukunft? (Moderation: Dr. T. Gehlert und Dr. B. Berger)
- 18:15 Uhr: Ergebnispräsentation
- 18:30 - 19:15 Uhr: Pause mit Imbiss
- 19:15 Uhr: Prof. Dr. Stefan Homburg: Was mich in zwei Coronajahren am meisten beeindruckt hat
- 20:15 Uhr: Austausch und Dialog
- 21:00 Uhr: Ausklang
Tag 2
Samstag, 22.10.2022:
- 9:00 Uhr: Evaluation der Corona-Maßnahmen
Verschiedene Perspektiven im Gespräch: Prof. Dr. Ralph Brinks, NN; (Moderation: Prof. Dr. Peter Gaidzik)
- 10:30 Uhr – 11:00 Uhr Kaffeepause
- 11:00 Uhr: Aus einer Mücke einen Elefanten machen?
Verschiedene Blickwinkel auf Wirkungen und Nebenwirkungen der Covid-Impfungen mit Prof. Dr. Christina Hunger-Schoppe, Dr. Paul Schmincke, Prof. Dr. med. Harald Matthes, NN (Moderation Dr. Bettina Berger)
- 12:30 Uhr - 13:30 Uhr Mittagessen
- 13:30 Uhr: Dr. Martin Woesler: Blick nach China: App-basierte Scoringsysteme – Anwendung und Funktion (online aus China)
- 14:00 Uhr: Prof. Dr. André Schmidt: Auswirkungen der Corona-Krise auf die Volkswirtschaft und wie es weiter gehen kann
- 14:30 Uhr: Prof. Dr. David Martin/Dr. med. Andrea Knipp-Selke: Pro und Contra der Kinderimpfung (Moderation: Prof. Dr. Patrick Rockenfeller)
- 15:00 - 15:30 Uhr: Kaffeepause
- 15:30 Uhr: Beatmung oder Atemstillstand – Das Moerser Modell: Dr. Patrick Stais
- 16:00 Uhr: [In Planung]
- 16:30 - 16:45 Uhr: Kurze Pause
- 16:45 Uhr: Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Ulrike Guérot, anwesenden Referenten, betroffenen Studierenden wegen einrichtungsbezogener Impfpflicht: „Die Gestaltung demokratischer Lebensräume und die Rolle der Universitäten in Gegenwart und Zukunft“
(Moderation: Prof. Dr. Heiko Kleve)
Ende gegen 18:00 Uhr